Die Wäsche flattert im Wind. Es muss auch gewaschen werden hier. Wollen die Besucher doch keine Schmutzfinken in der Manege sehen. Es gibt hier keine klassische Trennung der Arbeit in Frauen- und Männerarbeit. Die Wäsche wäscht jeder für sich. Je nach Bedarf.
Manchmal hält ein Trikot für eine Woche dem Schweiß stand, bevor es unerträglich stinkt, manchmal gehört es fast täglich gewaschen. Angst stinkt mehr als Spaß. Die Clowns haben es gut. Ihre
Kleidungsstücke gehören zu den am seltensten gewaschenen. Sie brauche sich nur um ihre lustigen Schminkgesichter kümmern. Sie sitzen stundenlang vor ihren blinden alten Spiegeln und kümmern sich
um ihre lustigsten Masken. Die Masken sollen alles Leid und Elend überdecken. Kein Fleckchen ihrer Traurigkeit preisgeben. Dicke Schichten schmieriger Farbe haften so auf ihrer Haut.
Einzige Ausnahme ist der traurige Clown. Er versteckt sich nicht. Die Träne auf seiner Wange ist echt. Nur wir – das Publikum - glauben, dass sie aufgemalt ist.
Ein geschickter Psychotherapeut im glitzernden Anzug. Mit seiner Geige fiedelt er sich in unsere Seelen und lockt uns unsere Melancholie heraus. Wenn er die Manege verlässt, atmen wir auf. So
schwer lastet uns seine Anwesenheit auf dem Gemüt.
Die Kapelle kündigt mit ihren flotten Takten die Pferdenummer an. Die Pferde wirbeln im Kreis herum – ihre Federkopfbedeckungen schwingen bei jeder Bewegung ihrer Körper durch die Luft. Ihre
Leichtigkeit treibt jede Trübsal aus dem Ring. Sie wirbeln den Staub der Manege auf und tanzen voller Freude auf ihren Hinterläufen. Der Dompteur braucht seine Peitsche nur als Requisit. Die
Pferde machen alles von alleine. Die Zuckerstücke in der Jackentasche des Dompteurs sind ihr Antrieb. Jedes Kunststück bedeutet einen Griff in die Jackentasche. Die Tasche ist schon stark
ausgebeult und abgewetzt. Die rechte Hand des Dompteurs ist wundgescheuert von den scharfen Kanten des Würfelzuckers. Manchmal schleckt er sich selbst über seine Hand. Wieso sollten nur die
Pferde belohnt werden. Ist er doch selbst dressiert und funktioniert einwandfrei in der Manege.
Am Ende ihrer Vorstellung verbeugen sich die Pferde und der Dompteur. Sie teilen sich den Applaus redlich und wischen sich den Zuckerstaub aus den Mundwinkeln.