Die Reise beginnt ...

Ich lasse alles laufen. Alles ordnet sich wie durch Zauberhand selbst. Alles findet seinen Platz. Jeder Teil, der verloren geglaubt, zeigt sich doch wieder. An einem anderen Platz. Als Wegweiser. Ich spreche zu den Menschen und doch zu mir selbst. Sehe ich die Dinge in den Anderen bloß, damit ich bei mir selbst genau dieselben Dinge suche?

Nein, es sind IHRE Dinge. Meine sind andere. Und doch gleichen sie sich. Sind sich ähnlich. Haben bloß ein anderes Gewand, in dem sie sich verstecken. Nein, sie verstecken sich nicht, sie suchen ihre Kleidung sehr wohl aus. Tragen sie mit Stolz und Anmut. Drehen sich vor dem Spiegel, um zu sehen, ob alles passt und sie gut aussehen. Ein Handspiegel zum genauen Betrachten ihrer Rückseite. Und dann geht’s los. Lasst uns beginnen. Lasst uns spielen. Aber nicht das Spiel der Kinder. Das wäre zu einfach. Das Spiel der Erwachsenen. Ein fast teuflisch gutes Spiel. Facettenreich. Ausgeklügelt. Hinterhältig und subtil. Ein Versteckspiel der Sonderklasse. Wir haben auch gut gezahlt dafür. Da darf man schon was verlangen. Da darf schon was geboten werden. Und es wird geboten. Das Beste vom Besten zum Wohle – auch wenn es im ersten Augenblick nicht als WOHL betrachtet wird – für alle Beteiligten. Ein ewiges Schauspiel. Die Spieler wechseln nahtlos ihre Rolle. Sie kommen und gehen. Sie kommen als neue Figuren. Sie gehen als alte vertraute Figuren. Der Regisseur ist nicht notwendig. Jeder hat das Stück in sich und weiß, wann und wie sein Auftritt zu erfolgen hat. Manchmal sieht es nach Chaos aus. Manchmal streng strukturiert. Für jeden das Seine. Für jeden das Beste. So ein Stück müsste man schreiben können. Allein das Schreiben wäre zu wenig. Es würde niemanden geben, der es „spielen“ kann. Das Spiel ist Leben. Und das Leben ist Spiel.“

***

„Je mehr Geduld du mit anderen Menschen hast, desto mehr Geduld hast du mit dir. Du bist ein Orakel. Die Menschen kommen zu dir. Ein Orakel wird aufgesucht. Es sucht nicht. Es zeigt sich und bietet an. Das ist ein Orakel! Du wolltest eines sein? JETZT bist du eines! Mit allen Konsequenzen. Ich bin. Gott, ich bin. Ein Kind dieser Erde. Wir sind alles Kinder dieser Erde. Das ist wahr. Kinder dürfen und können IMMER wieder zu ihrer Mutter Erde zurückkehren. Sie verstößt keine Kinder. Wiedergeburt = Wiederkehr nach Hause. Die Mutter aufsuchen und nach Antworten fragen, die ich sonst nirgends bekomme. Erst wenn die letzte Frage aller Fragen gestellt wurde, gibt es nicht mehr zu tun hier. Doch wähle die Frage sorgsam. Es ist nicht die Frage nach dem Sinn. Es ist die Frage nach der Liebe.“

 ***

 „Es ist alles auf Schiene. Das Universum fährt mit Vollgas durch meine Welt. Der Sog des Zuges – ein übrigens sehr langer Zug – nimmt mich mit. Ich kann mich nicht lange dagegen stemmen. Plötzlich sitze ich in der Lokführerkanzel und halte den Zug auf Kurs. Ein fast unbändiger und starker Zug. Alles, was er durchfährt, wird entweder mitgerissen oder zumindest stark gebeutelt. Ich vorne, die Windschutzscheibe hält den Fahrtwind ab. Ich spüre, wie ich unweigerlich meine Augen zu kleinen Schlitzen zusammenkneife, weil ich dem Glas der Windschutzscheibe nicht vertraue und das Gefühl in mir spüre, dass die Scheibe jederzeit bersten könnte. Schienen ins Unendliche. Neue Landschaften tauchen auf. Alte verschwinden. Der Rückspiegel ist leer. Dunkelgrau. Alles zurücklassend, selbst die Bilder der Vergangenheit. So ist’s recht. Nur nach vorne. In die frische, kristallklare Nacht des Lebens. Magier und Hexen warten im Violett des Himmels. Feen und Zauberer stehen am Wegesrand. Wo sollte ich bremsen? Wo stehenbleiben? Auch beim kurzen herumschauen in meiner Kanzel sehe ich nirgends eine Bremse. Oh oh … machtlos sitze ich da und werden von A nach B gebracht. Keine Wegweiser, keine Landkarte. Wozu auch? Der Zug kennt alle Wege. Ich meine, wirklich alle. Und kein Zug kreuzt oder behindert einen anderen. Sie fahren manchmal auf verschiedenen Ebenen parallel oder sie fahren frontal durcheinander. Ganz still und heimlich. Ich merke davon nichts. Alles geschieht auf wundersame Weise unbemerkt. Es überfordert meine Sinne. Somit sinnlos, darüber tatsächlich nachzudenken. Ich schließe also meine Augen, gehe ganz in mich und spüre den Zug des Lebens wie er mich zärtlich und behutsam trägt.“

 ***